Information für unsere Leser/innen: Der folgende Artikel wurde uns von einem Kunden zur Verfügung gestellt. Persönliche Überzeugungen, Einschätzungen und Meinungen müssen nicht zwingend mit den unternehmerischen Standpunkten der FP Finanzpartner AG übereinstimmen. Finanzielle Entscheidungen sollten Sie immer ausschließlich nach angemessener Prüfung in Ihrem eigenen Interesse treffen.
Puh, was eine Zeit. Hätte mir jemand vor ziemlich genau 100 Tagen gesagt, was da im Land of the Free vor sich gehen wird – ich hätte vermutlich alle meine ETFs und Aktien verkauft und mich per Executive Order direkt an meinen Finanzpartner gewandt. Oder doch nicht? Von Anfang an.
Die Ausgangslage
Als finanzieller Vermögensaufbauspätzünder bin ich meinem persönlichen Finanzpartner ziemlich dankbar dafür, dass er mich nach einem Schwung blutiger Nasen bei anderen „Finanzexperten“ doch noch davon überzeugt hat, dass es so etwas wie ehrliche Finanzberatung gibt. Neben den sinnvollen Bausteinen wie Berufsunfähigkeitsversicherung, Basisrente und Versicherungstarifen, die den Fokus auf Preis und Leistung setzen, kam über Zeit auch eine Immobilie zur Vermietung dazu. Soweit, so klassisch.
Das Cleverle (schwäbisch: „der Schlaue“, ironisch)
Unabhängig davon habe ich mich in Eigenregie auch an Themen wie ETFs, Anleihen und Aktien rangemacht und vor allem während der Kurseinbrüche zu Corona-Hochzeiten meinen Cost-Average deutlich nach unten gedrückt. Diese Reise vom „Bleib mir ja mit diesen Finanzheinis weg“ zum „Ich hol mir da mal eine zweite Meinung und bespreche mich regelmäßig mit einem Partner auf Augenhöhe über finanzielle Strategien und Ziele“ erreichte Anfang 2025 ihren vorläufigen Höhepunkt. Eine Immobilie, die in absehbarer Zeit fertig gebaut sein wird mit einer – dank kluger Beratung – sehr attraktiven Finanzierung, die wichtigsten Absicherungen in trockenen Tüchern und rund 25% Plus im Aktien- und ETF-Depot.
Zurücklehnen, staunen, was man mit ein bisschen Interesse und passenden Sparrings-Partnern erreichen kann, zufrieden sein und weiter am Vermögensaufbau feilen.

Trump schlägt zu
Naja, zumindest bis zum 20. Januar 2025. Mit dem, was sich dann bis Mitte April abgespielt hat, haben vermutlich wenige Menschen gerechnet – ich gehöre definitiv nicht zu diesen Wenigen. Eine Talfahrt der Kurse, schnell verbunden mit einer persönlichen, emotionalen Talfahrt.
Dabei zuzusehen, wie die über die letzten Jahre ersparten Gewinne und in letzter Konsequenz auch ersparten Beträge immer weiter zusammenschrumpfen – das verursacht schlicht Stress. Dabei zähle ich mich eher zu den Menschen, die Freunden:innen den Tipp „Cool bleiben & Nachkaufen“ geben, wenn es an den Börsen mal ein paar Tage nach unten geht.
Aber dabei zuzusehen, wie das Depot global von über 20% auf Minusrenditen schrumpft: Holla die rothaarige Waldfee! Es wäre gelogen zu behaupten, dass da keine Panik aufkommt. Als Selbständiger ist man vermutlich sowieso etwas dünnhäutiger, wenns mal straight bergab geht, aber die Nummer…
Guter Rat ist nicht teuer
Natürlich nimmt man dann das Telefon in die Hand, man hat ja jemanden für solche Situationen, und holt sich eine zweite Perspektive. Der gute aber um ehrlich zu sein auch erst nach zweimal drüber schlafen gute Rat: „Cool bleiben. Du hast noch andere Vermögenswerte wie zum Beispiel deine Immobilie. Außerdem ist das jetzt genau so eine Situation, die man wenns läuft immer belächelt: Auch die Börse knickt ab und zu ein. Dehne den Betrachtungszeitraum aus, schnauf durch und verfall nicht in Panik. Wenn, dann ist jetzt der Zeitpunkt, drüber nachzudenken, noch breiter zu diversifizieren. Edelmetalle z.B. sind sowas, da bist du noch gar nicht dran.“
Ok. Im ersten Moment will man einfach das Telefon nach seinem beratenden Gegenüber werfen, im zweiten Moment hat er ja irgendwie recht. Ich soll mir also jetzt auch noch Gedanken darüber machen, etwas Neues anzupacken. Ich werfe doch das Telefon rüber…
Entspannung
Blättern wir im Kalender etwas weiter. Wir sind inzwischen Anfang Mai angekommen. Die Welt scheint sich langsam an das amerikanische Hin und Her zu gewöhnen. Die Börse hat sich wieder etwas stabilisiert. Aus -5% sind zwischenzeitlich wieder knapp +10% geworden. Das ist weit weg von über 20%... aber da war doch dieser eine Nebensatz mit dem „Betrachtungszeitraum“.
Mir hilft ja in solchen Situationen oft, das wirklich mal durchzurechnen. Hätte ich statt in ETFs oder Aktien mein Geld einfach auf einem Girokonto geparkt, dann wären aus 10.000€ pro Jahr 10.000€ abzgl. Bankgebühren geworden. Selbst ein Tagesgeldkonto hätte da nur rund 250-300€ pro Jahr herausgeholt. Selbst jetzt im Mai sind es so immerhin rund 1.000€. Natürlich, nur eine grobe Papier- und Bleistiftrechnung, aber meinem Gehirn helfen so einfache Pi x Daumen Rechnungen.
Also den Kursen zum Trotz ein Ergebnis, mit dem man doch zufrieden sein kann, oder?
Trotzdem haben sich aus dieser eigentlich sehr negativen Situation ein paar für mich frische und interessante Gedankenanstöße ergeben. Zum einen ist da dieser Punkt mit dem Diversifizieren.

Kursänderung?
Spätestens dann, wenn man es hautnah aufgezeigt bekommt, was es bedeutet, wenn sich ETFs, Aktien und Anleihen so „selbstverständlich“ USA-lastig ausrichten, wie das in den letzten Jahren als völlig normal erachtet wurde, sollte man sein eigenes Vermögen mal auf den Prüfstand stellen. Wie viel Amerika steckt in so einem „Welt-ETF“ eigentlich? Und war dieses Unternehmen mit den hohen Dividenden nicht auch aus den USA? Ich habe mir die Mühe gemacht und einiges ge-rebalanced. Definitiv gibt es immer noch Amerika in meinem Depot, aber der Anteil Europa ist deutlich gewachsen. Jaja, schon gut. Ich hör dich schon rufen „Anfängerfehler“. Tja, ich würde sagen, aus einem Fehler wird schnell eine Erfahrung auf die man aufbauen kann – wenn man ihn sich eingesteht. Hiermit erfolgt.
Mehr Bling Bling im Depot
Und auch das Thema mit den Edelmetallen habe ich mir gemeinsam mit meinem Finanzpartner zur Brust genommen. Allerdings bin ich hier den einfachen Weg gegangen: Statt Wand aufbrechen, Tresor einbetonieren und Alarmanlage verkabeln, hat mir mein Finanzpartner eine Möglichkeit an die Hand gegeben, monatlich in („echtes“) Edelmetall zu investieren. Mit dem guten Gefühl, dass mein Silber hinter viel Stahl und Beton sicher verwahrt ist und ich relativ kurzfristig diese Wertanalage auch wieder liquidieren kann.
Und die Moral von der Geschicht?
Rund um Corona dachte ich eigentlich, ich würde mit abstürzenden Kursen, schwächelnder Wirtschaft und ungewissen Zukunftsaussichten ganz gut klarkommen. Das erste Quartal 2025 hat mir hier dann doch mit dem Baseball-Schläger nochmal Realitätsbewusstsein nachgeimpft. Das war schon eine ernsthafte, emotionale Herausforderung. Der Gedanke „ich verkaufe jetzt mit Verlust bevor alles weg ist“ war mehr als einmal sehr präsent. In dieser Situation hilft es ungemein, sich austauschen zu können. An dieser Stelle ist es gar nicht so wichtig, ob das Gegenüber eine schnelle Lösung oder den ultimativen Tipp hat. Es kommt – meiner Meinung nach – viel mehr darauf an, sich austauschen zu können, Möglichkeiten zu besprechen, Ideen abzuklären. Darum war es für mich auch logisch, diese Erfahrung aufzuschreiben, denn meinem Finanzpartner bin ich für diesen Austausch sehr dankbar und ich vermute, ich bin nicht der einzige gewesen und werde es vermutlich nicht bleiben, der sich mit ähnlichen Anliegen an ihn gewendet hat. Trotzdem hat er sich Zeit genommen und sich in meine Situation hineingedacht. In diesem Sinne: Ein dickes Danke nach Straubing und nach Limburg.
Dazu kommt noch etwas, das ich allen, die sich in einer ähnlichen Situation wiederfinden, mit an die Hand geben will: Mehr Resilienz fürs eigene Depot schadet wahrscheinlich nicht. Statt verkaufen – durchschnaufen. Solche Situationen als Anlass nehmen, die eigene Vermögensstruktur nochmal zu überdenken, das ergibt Sinn. Panikreaktionen – auch wenn sie noch so schwer wegzuschieben sind – sind immer ein schlechter Ratgeber. Hätte ich meinem ersten Drang nachgegeben, dann hätte ich mindestens 5% meines hart ersparten Geldes verbrannt, je nach Zeitpunkt wahrscheinlich sogar mehr.
Den eigenen Zeithorizont ausdehnen, vielleicht hier und da rebalancen aber vor allem: Den Austausch mit dem passenden Gegenüber suchen. Das ergibt – für mich – vor allem dann Sinn, wenns schwierig wird. In diesem Sinne: Verkauft hab ich nichts.
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